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Aktuelle Meldungen und die Rolle von BMMF als potenzielle Krebsrisikofaktoren

Eine Klarstellung des Deutschen Krebsforschungszentrums

Am 26. Februar 2019 präsentierte ein Forscherteam unter der Leitung von Prof. Harald zur Hausen im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ihre neuesten Erkenntnisse über neuartige Infektionserreger, die in Kuhmilch, Milchprodukten und im Blut gesunder Rinder identifiziert wurden. Diese als „Bovine Milk and Meat Factors“ (BMMF) bekannten Erreger stellen eine neue Klasse von Krankheitserregern dar, die sich weder als Viren noch als Bakterien klassifizieren lassen.

Einige Medien haben kürzlich diese Forschung aufgegriffen und dabei die Aussagen stark zugespitzt, was zu einer Verzerrung der tatsächlichen Aussagen geführt hat.

BMMFs können im menschlichen Brust- und Darmgewebe Entzündungen auslösen, die potenziell zur Entwicklung von Krebserkrankungen wie Brust- und Darmkrebs beitragen können. Das Forscherteam geht davon aus, dass Säuglinge mit einem noch nicht voll entwickelten Immunsystem bereits im ersten oder zweiten Lebensjahr durch das Füttern mit Kuhmilch mit BMMF infiziert werden können. Daher wird empfohlen, Säuglinge so lange wie möglich zu stillen und nicht zu früh mit Kuhmilch zu füttern.

Diese Empfehlung entspricht dem „European Codex gegen Krebs“ der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC, der explizit das Stillen als präventive Maßnahme gegen Krebs für Frauen empfiehlt. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung bestätigt, dass längeres Stillen das Baby vor Infektionen schützt. Wissenschaftliche Arbeiten weisen darauf hin, dass bestimmte Zucker in der Muttermilch eine wesentliche Schutzfunktion übernehmen. Es wird jedoch nicht empfohlen, vollständig auf Kuhmilch zu verzichten, wenn die individuelle Ernährungssituation des Kindes eine Ergänzung erfordert.

Die Forschungsarbeiten zur Prävention und Entwicklung wirksamer Präventionsmaßnahmen sind im DKFZ von hoher Priorität. Die von zur Hausen und seinen Kollegen erzielten Ergebnisse erlauben noch keine klaren Aussagen über den Beitrag der BMMF-Infektionen zur Entstehung von Krebs bei gesunden Personen und Darmkrebspatienten. Angesichts der Annahme, dass BMMFs das Krebsrisiko indirekt beeinflussen (durch genetische Mutationen bei entzündlichen Reaktionen), ist eine genaue Risikoeinschätzung komplex. Weitere Forschungsanstrengungen sind notwendig, um Möglichkeiten zur Inaktivierung der BMMFs zu untersuchen und präventive Strategien zu entwickeln.

BMMF

Eine Infektion mit BMMFs könnte sich als weiterer Risikofaktor für Krebs etablieren, neben bekannten Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, ballaststoffarme Ernährung und genetische Prädispositionen. Es wird derzeit erforscht, wie Infektionen, die genetische Mutationen auslösen, mit anderen genverändernden Faktoren interagieren.

Die Wissenschaftler rund um zur Hausen gehen davon aus, dass Menschen schon seit langer Zeit mit BMMFs in Kontakt kommen und dass diese möglicherweise einen bisher nicht quantifizierten Beitrag zum allgemeinen Krebsrisiko leisten. Sie suchen nach Wegen, wie eine effektivere Krebsprävention in der Zukunft aussehen könnte.

Bei der Untersuchung des Vorkommens von BMMFs in menschlichen Organen konzentrierten sich zur Hausen und seine Kollegen zunächst auf das Darmgewebe. Dort konnten sie BMMFs in entzündlichen Reaktionen nachweisen, die wahrscheinlich die Entstehung von Darmkrebs fördern. Das DKFZ betont, dass mit der von den gesetzlichen Krankenkassen angebotenen Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs (Stuhltest, Darmspiegelung) wirksame Methoden zur Darmkrebsprävention zur Verfügung stehen und rät dazu, diese Untersuchungen wahrzunehmen.

Das DKFZ warnt nicht vor dem Konsum von Milch und Fleisch. Es bemüht sich jedoch um Aufklärung der seit langem bekannten Zusammenhänge zwischen Fleisch- und Milchkonsum und chronischen Krankheiten und um die Entwicklung von Maßnahmen zur Vermeidung dieser Ursachen.

Für weitere Informationen zur Krebsprävention empfehlen wir die Broschüre „Krebs vorbeugen: Was kann ich tun?“, die nach dem aktuellen Kodex der Europäischen Region ausgerichtet ist. Diese kann auf der Broschürenseite des Krebsinformationsdienstes: https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/index.php heruntergeladen oder bestellt werden.

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